Schluß – Aus – Sense mit den Grünen Gräsern!

19 Okt

Autor: Paul in der Kategorie: Logbuch


Die Gruppe

„Grüne Gräser Wagenplatz“

löst sich auf.

Warum?

 

Im November 2011 machten wir uns auf die Suche nach einem neuen Platz in Osnabrück. Es erschien uns nur als sinnvoll, dieses Anliegen offen gegenüber der Stadt Osnabrück zu kommunizieren. Damit wollten wir an unsere guten Erfahrungen mit der Politik in Bramsche anknüpfen.

Uns wurde gesagt, dass die Stadt Osnabrück uns duldet, wenn wir eine geeignete Fläche fänden.

Doch alle vorgeschlagenen Flächen wurden über Monate hinweg immer wieder abgelehnt. Die zuständigen Beamten_innen waren „kooperativ“: Sie überbrachten uns die Absage mit einem bedauernden Tonfall und beteuerten, dass sie selber ja nicht gegen uns seien…aber dieser oder jener Paragraph.

 

In dieser Aussage liegt eine Trennung der Persönlichkeit vom eigenen Handeln die uns täglich begegnet. Wir wachsen dank Noten etc. damit auf, und es wird zur institutionalisierten Machtform. Mit Sprüchen wie: „Das liegt nicht in meinem Zuständigkeitsbereich“ und „Mir sind da die Hände gebunden.“ werden (von Menschen gemachte) Institutionen als übernatürliche Gegebenheiten hingenommen. Aber das sind sie nicht. Die „Duldung“ eines Wagenplatz ist eine politisch machbare Entscheidung.

Aber das Wagenleben bringt keinen Profit im „Konzern Stadt“. Es hat keinen Prestige für die „Friedensstadt“ Osnabrück, es ist nicht im Interesse des Oberbürgermeisters und der Bauamtsleitung (die eine unheimliche Macht hat). Manche nennen das Klassenkampf von oben. Es funktioniert durch Machtstrukturen von unten und wird geduldet unter anderem durch uns selbst.

Kaum ein_e Beamter_in wird sich entgegen der vorherrschenden Interessen aus dem Fenster hängen und sich für uns einsetzen. Sie denken, sie hätten nur etwas zu verlieren und sehen nicht dass sie schon die Fähigkeit verloren haben vom Herzen aus bewegt zu sein.

 

 

Wir lernen daraus!: Nicht in Verhandlungen gehen ohne Verhandlungsposition. Das heißt die Stadt muss etwas verlieren können, Ansehen oder Geld für ne Räumung. Es muss für sie einfacher sein eine Lösung für den Platz zu finden.

Da wir in Bramsche waren konnte es der Stadt Osnabrück scheiß egal sein, was mit uns passiert.

Ein Beispiel:  Wir hatten einen Pachtvertrag für ein Privatgrundstück in Osnabrück. Anfang Juni sollte der Umzug stattfinden. Die zuständigen Behörden in Osnabrück gaben mündlich eine Zusage. Auf Wunsch der Grundstückseigentümerin wurde die Nachbarschaft informiert. Einige beschwerten sich sofort. Das Bauamt wertete die Bauwagen als illegale Bebauung im Außenbereich und untersagte diese. Daraufhin machten wir den zuständigen Beamten klar, dass wir dann in einer Woche kein Zuhause mehr haben. Seine Antwort war: „Das tut mir zwar leid, aber letztendlich ist das dann ihr Problem.“ Wie gesagt, bloß nicht aus dem Fenster lehnen.

In Hannover wurde speziell im Außenbereich für einen Wagenplatz gesucht. Das sagt eigentlich schon alles.

 

 

Die Grünen Gräser-

Wir hatten in Bramsche eine wunderschöne Zeit in der wir viel gelacht, gemacht und gekracht haben. Wir haben viel bewegt im Projekt, in uns und um uns herum.Es war toll zu sehen wie viel gemeinsam möglich ist. Und gut zu spüren, wie viel schöner es ist mit Menschen zu leben die man gern hat.  Im letzten Jahr kam es durch den Druck von Außen zu viel Enttäuschung und Streit. Aber es war auch schön zu sehen wie viele Menschen im Umkreis sich einen Kopf machten und selber nach Grundstücken für uns suchten. Immer wieder haben wir es auch dadurch geschafft uns nach einer weiteren Absage hochzuraffen und das Osnabrücker Land erneut nach Wiesen abzugrasen. Stark wurden wir immer dann, wenn wir zusammen kamen. Schwach machten uns die Isolierung, Hoffnungslosigkeit, und Fluchtverhalten, wenn uns das alte Muster durchs Haar streifte.

Ja, es fühlt sich einfach beschissen an, wenn man gerade Menschen gefunden hat, die man gern hat und mit denen man zusammen sein will und das nicht gehen soll, weil die Form des Zusammenseins, das Wagenleben, nicht genehmigt wird. Aber was noch beschissener ist, ist wenn das auch noch hingenommen wird. Zu merken, dass man jetzt doch wieder allein oder zu zweit ist, ist scheiße. Denn eins bleibt auf Dauer klar: - allein machen sie dich ein!

 

Das Zulassen der Entfremdung ist die Grundlage für die unsolidarische Gesellschaft.

Es war unsere Taktik, den Weg der Kooperation zu gehen. Doch letztendlich,  haben wir bei diesem Scheiß mitgemacht, denn wir haben unser Glück in ihre Hände gegeben und keine Politik von unten gemacht, nicht besetzt , keine Gegenmacht aufgebaut. Wir haben uns auf die Politik verlassen, von der wir in der Theorie schon wussten, dass sie nicht von unten nach oben funktioniert, deswegen hat sie ja ein unten und oben.  Es ist die optimierte Ausübung von Herrschaft. Die entsolidarisierenden Strukturen und das Akzeptieren dieser Strukturen bleibt der Nährboden für Herrschaft, weil die Menschen von sich entfremdet handeln.

 

Gegen Herrschaft zu sein heißt diese Strukturen nicht mehr als Autorität zu akzeptieren, Politik des Alltags machen in dem wir Stadtplanung von unten machen, uns die schönen Orte nehmen und dort solidarisch, liebevoll miteinander sind, wo sonst Alle aneinander vorbei rauschen. Dann hören wir auf die moderne Stadt selber zu machen, die Isolation und Aufstandsbekämpfung bedeutet.

Aber das ist schwer.  Gerade die Wagen verleiten zur Isolation und zum Versinken in der Flucht-sucht. Zu schnell ziehen wir uns in diese kleinen Schneckenhäuser zurück ins Private. Aufeinander aufpassen ist schwer. Aber davon Träumen wir: Zusammen kämpfen und lieben, auch wenn die ganze Welt einen an die Karre will. Die Bullen können uns leider noch von den Plätzen prügeln, aber zusammen bleiben können wir trotzdem.

 

Ein rauer Wind wehte im letzten Jahr durch die Grünen Gräser, doch jetzt ist Schluss, Aus, Sense, dieses Projekt ist vorbei. Aber es gibt Hoffnung dass sich Gräsersamen neu aussähen. Im nächsten  Frühjahr werden davon manche wieder zwischen den Bordsteinkanten der Stadt hervorsprießen.

Wir werden weiter für Wagenleben und gegen Herrschaft kämpfen, in Osnabrück oder da wo wir dann leben!

 

 

Ein Platzbewohner

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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